2004 VITA DI SAN FRANCESCO
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Vita di San Francesco
Lutz-Werner Hesse

Elf Stationen aus dem Leben des Heiligen Franziskus von Assisi
für Orgel und dreizehn Gongs

Ruth Forsbach, organ
Uwe Fischer-Rosier, gongs
total 73:44

Die unmittelbare Anregung zur Komposition des Werkes Vita di San Francesco erhielt Lutz-Werner Hesse im Sommer 1992 bei einem Aufenthalt in der Stadt Assisi in Umbrien.

Eingefangen von der spezifischen Atmosphäre dieser Stadt und der sie umgebenden Landschaft stieß er bei einem Besuch in der oberen Basilika von Assisi auf die Darstellung der Lebensgeschichte des Heiligen Franziskus in den Fresken Giottos (1266-1337), des berühmtesten italienischen Malers der Frührenaissance. Die Umsetzung der Suggestivkraft der Bilder in musikalisch begründeten Ausdruck war sein Anliegen.

Erste Station (Orgel und SG groß/150 cm)

Ein aus dem Namen "Francesco" abgleitetes Thema (f-d-(=re)-a-c-e-es-c) wird wie ein Choral sieben Mal unterschiedlich harmonisiert. Ein gewaltiges Crescendo vor dem Erklingen der siebten Version wird vom "Glanz" des "Symphonic Gong" umstrahlt. Sie gipfelt in einem F-Dur-Akkord mit Quinte im Bass - wie fast alle Versionen des Francesco-Themas auf diesen Akkord hinzielen. Er ist gleichsam das Siegel des Heiligen Franziskus, das auch in der zweiten , sechsten und zehnten Station wiederkehrt.

Zweite Station (Orgel, SCG 2,3 / in der Aufnahme zweifach besetzt, 5, 7)

Der "wild auffahrenden" Geste der Orgel steht eine meditativ-ruhige Passage gegenüber, die wie ein Choral wirkt, aber polyhon konzipiert ist. Die Gongs unterstützen die unterschiedlichen klanglichen Welten zunächst, um im Mittelteil diesen Gegensatz auf das Gong-Instrumentarium zu reduzieren und gleichzeitig zu bündeln: "Feuer"- und "Kampf"-Gong stehen "Frieden"- und "Erd"-Gong gegenüber.

Dritte Station (Orgel)

Ein sich chromatisch absenkendes Ostinato im 5/4-Takt durchzieht diese Station nach Art einer Passacaglia. Stabilität (Fundament im Pedal) und Instabilität (Manuale) ringen miteinander.

Vierte Station (Gongs, SCG 1, 3, 4, 5, SG klein)

Eine Vision des Heiligen Franziskus
in Ekstase. Unterschiedliche Spieltechniken auf den Gongs erzeugen eine unwirkliche und entrückte Atmosphäre..

Fünfte Station (Orgel, SCG 2,3,7, SG klein)

Aus unheimlichem Beginn entwickelt sich ein durchgehend motorischer Satz, der in gewaltigen Clustern gipfelt. Bewegung und Cluster "verflüchtigen" sich endlich (die Orgel wird hier nach dem Ausschalten des Motors auf dem "Restwind" gespielt).

Sechste Station (Orgel, SCG 7, 8, 9, 10)
Eine Klangfläche der Gongs bereitet den Untergrund für eine "Erscheinung" des Franziskus-Themas in der Orgel, die so zart entschwindet wie sie auftrat.

Siebte Station (Orgel, SCG 3, 4, SG klein, Deco-Gong)

"Rasende" Figuren in der Orgel und den Gongs sprühen in den hellsten Farben. Am Schluss wird der Klang des "Wasser"-Gongs im Wasser buchstäblich "ertränkt".

Achte Station (Orgel)

Die pastorale Atmosphäre wird von den Klangfarben der Orgel charakterisierend mitgestaltet. Eine choralartige Wendung eröffnet und beschließt den Satz, schließlich auch seine Tonalität nachdrücklich bestätigend.

Neunte Station (SG groß/150 cm)

Durch Phasenverschiebung und allmählich gesteigerte Notenwerte wird ein Klangsturm von elementarer Wucht sukzessive vorbereitet. Das mehrmalige Aufrauschen des großen Gongs kann am Ende nur durch den Einsatz des ganzen Körpers als "Dämpfer" unter Kontrolle gebracht und beendet werden. Die körperliche und seelische Erschütterung des Franziskus hat hier ihren Höhepunkt erreicht.

Zehnte Station (Orgel, SG groß/150 cm)

Ein aus schleppender, ostinater Bewegung heraus dumpf beginnender Trauermarsch steigert sich in Klangraum und Dynamik über einem Orgelpunkt bis zur - jetzt letzten - Darstellung des Franziskus-Akkords. Wie in der ersten Station umstrahlt ihn auch hier der "Glanz" des großen "Symphonic Gong", bevor der Trauermarsch zu seinem Ausgangspunkt zuückkehrt.

Elfte Station
(Gongs, SCG 1, 3, 4, 5, 7, 8, 9, 10, SG klein und groß/102 cm)

Diese Station hat die Funktion eines Epilogs. Die Gongs werden vor allem mit Kontrabassbögen gestrichen. Es entstehen sphärische Klänge von großer Zartheit und Intensität als Ausdruck tiefster Trauer und menschlicher Klage, die den unverkennbar kultischen Charakter der Szene überhöht. Scheinbar endloser Gesang klingt, klingt und verklingt.

Lutz-Werner Hesse